1 Hintergrund und Ziel der Arbeit
Im Rahmen des Ergänzungsfaches Angewandte Mathematik haben wir uns mit dem BigMac-Index beschäftigt, ein wirtschaftlicher Indikator, der auf unterhaltsame Weise die Kaufkraftparität zwischen verschiedenen Ländern veranschaulicht. Er basiert auf der Idee, dass ein identisches Produkt (der Big Mac) überall gleich viel kosten sollte, wenn Wechselkurse die Kaufkraft korrekt widerspiegeln. Wir vergleichen den Big-Mac-basierten PPP-Kurs mit den nominalen Marktkursen von mehr als 50 Ländern, um Über- und Unterbewertungen von Währungen sichtbar zu machen. Darüber hinaus koppeln wir den Burger-Preis an das BIP pro Kopf, um zu schätzen, wie viele Big Macs sich eine Durchschnittsperson pro Jahr leisten könnte, was eine anschauliche Messgrösse ist, die wir als Big-Mac-Kaufkraft interpretieren und als Massstab für relativen Wohlstand nutzen.
2 Datengrundlage
2.1 Verwendete R-Pakete
## ── Attaching core tidyverse packages ──────────────────────── tidyverse 2.0.0 ──
## ✔ dplyr 1.1.4 ✔ readr 2.1.5
## ✔ forcats 1.0.0 ✔ stringr 1.5.1
## ✔ ggplot2 3.5.2 ✔ tibble 3.2.1
## ✔ lubridate 1.9.4 ✔ tidyr 1.3.1
## ✔ purrr 1.0.4
## ── Conflicts ────────────────────────────────────────── tidyverse_conflicts() ──
## ✖ dplyr::filter() masks stats::filter()
## ✖ dplyr::lag() masks stats::lag()
## ℹ Use the conflicted package (<http://conflicted.r-lib.org/>) to force all conflicts to become errors
2.2 Datenstruktur
Der Datensatz grundlage_f
enthält folgende relevante
Variabeln:
local_price
: BigMac Preis in lokaler Währung
currency_code
: Währungscode (z.B. USD, EUR)
dollar_ex
: Wechselkurs zum US-Dollar
gdp_per_capita
: Bruttoinlandprodukt pro Kopf
Country
: Ländername
2.4 Konfiguration
Mit dem Befehl view(grundlage_f)
können wir unsere
Tabelle anschauen, um zu prüfen, ob sie vollständig und richtig
importiert wurde.
In unserem Fall müssen wir die wissenschaftliche Notation deaktivieren, um die Zahlen besser lesen zu können.
3 Datenaufbereitung und Berechnung
3.1 Referenzwert etablieren
Um Preise verschiedener Länder miteinander vergleichen zu können, benötigen wir einen gemeinsamen Bezugspunkt. Ähnlich wie im Physikunterricht, wo beispielsweise alle Gewichtsangaben zunächst in kg umgewandelt werden müssen, bevor man sie miteinander verrechnen oder vergleichen kann.
Der Big Mac Index wurde ursprünglich von The Economist, einem amerikanischen Wirschaftsmagazin, entwickelt und nutzt bewusst den US-amerikanischen Big Mac Preis als “Weltstandard”. Aus diesem Grund haben wir uns ebenfalls dazu entschieden den US-Dollar als Referenzwert zu verwenden.
3.2 Berechnung ökonomischer Indikatoren
3.2.1 Begriffe: Kaufkraft, PPP, GDP
Damit wir die ökonomischen Indikatoren berechnen können, müssen wir zunächst ein paar Begriffe erklären:
Die Kaufkraft (engl.: “Purchasing Power”) beschreibt die Menge an Waren und Dienstleistungen, die mit einer bestimmten Geldsumme zu einem gegebenen Zeitpunkt erworben werden kann; sie spiegelt somit den realen Wert des Geldes wider und sinkt bei steigenden Preisen (Inflation) bzw. steigt bei fallenden Preisen (Deflation).
Kaufkraftparität (engl.: “Purchasing Power Parity”, PPP) ist das theoretische Konzept, nach dem Wechselkurse sich langfristig so einstellen, dass ein identischer Waren- und Dienstleistungskorb in verschiedenen Ländern, nach Umrechnung in eine gemeinsame Währung, denselben Preis hat; Abweichungen davon erklären Unterschiede im Preisniveau bzw. in den Inflationsraten der Länder.
Das Bruttoinlandprodukt (BIP, engl.: “Gross Domestic Product”, GDP) ist der Gesamtwert aller in einer Volkswirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meist eines Jahres) produzierten Waren und Dienstleistungen zu Marktpreisen. Es dient als zentrale Messgrösse für die wirtschaftliche Leistung eines Landes.
3.2.2 Mathematische Formeln der berechneten Variabeln
Der BigMac-Preis in US-Dollar (\(P_{\text{USD}}\), auch
dollar_price
) berechnet sich wie folgt:
\[P_{\text{USD}} = \frac{P_{\text{local}}}{E_{\text{USD}}}\] wobei
- \(P_{\text{local}}\) den lokalen
Preis eines BigMacs im jeweiligen Land (
local_price
) angibt und - \(E_{\text{USD}}\) den Wechselkurs
zur Referenzwährung US-Dollar (
dollar_ex
) bezeichnet.
Das Kaufkraftparitätsverhältnis des BigMacs (\(PPP_{\text{BigMac}}\), auch
dollar_ppp
) gibt an, wie sich der Preis eines BigMacs im
jeweiligen Land zum Preis in den USA verhält. Es wird folgendermassen
berechnet:
\[PPP_{\text{BigMac}} = \frac{P_{\text{local}}}{P_{\text{USA}}}\] Hierbei steht
- \(P_{\text{USA}}\) für den lokalen BigMac-Preis in den USA.
Ein Wert von \(PPP_{\text{BigMac}} > 1\) weist darauf hin, dass der BigMac im betrachteten Land teurer ist als in den USA (Überbewertung), während ein Wert \(PPP_{\text{BigMac}} < 1\) eine Unterbewertung suggeriert.
Die Frage, wie viele Big Macs sich eine durchschnittliche Person mit dem nationalen BIP pro Kopf leisten könnte, beantwortet die folgende Formel:
\[\text{BigMac}_\text{GDP} = \frac{\text{GDP}_\text{per capita}}{P_\text{USD}}\] Dabei bezeichnet
- \(\text{GDP}_\text{per capita}\) das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und
- \(P_\text{USD}\) den umgerechneten BigMac-Preis in US-Dollar.
Dieser Wert quantifiziert, wie viele Big Macs eine Person im jeweiligen Land (theoretisch!) im Jahr kaufen könnte, unter der Annahme, dass das BIP pro Kopf gleichmässig auf alle Einwohner*innen verteilt wäre.
4 Datenanalyse und Visualisierung
4.1 Kontinentale Verteilungsanalyse
Vergleich der BigMac-Kaufkraft (\(\text{BigMac}_\text{GDP}\), auch
bigmac_gdp
) zwischen verschiedenen Kontinenten mittels
Boxplot-Darstellung zur Identifikation von Verteilungsmustern und
Ausreissern.
bmf$continent <- countrycode(sourcevar = bmf$Country,
origin = "country.name",
destination = "continent")
ggplot(bmf, aes(x = continent, y = bigmac_gdp, fill = continent)) +
geom_boxplot() +
labs(title = "Bigmac-GDP nach Kontinent",
x = "Kontinent", y = "Bigmacs pro Kopf")
4.2 Korrelationsanalyse
4.2.1 Korrelationskoeffizient
In diesem Abschnitt untersuchen wir, wie stark der Zusammenhang
zwischen zwei Variablen (gdp_per_capita
und
bigmac_gdp
) ist:
\[r = \frac{\sum_{i=1}^{n}(x_i - \bar{x})(y_i - \bar{y})}{\sqrt{\sum_{i=1}^{n}(x_i - \bar{x})^2 \sum_{i=1}^{n}(y_i - \bar{y})^2}}\] Es gilt: \(-1 \ge r_{xy} \ge 1\)
Wobei:
- \(r = 1\) eine perfekten postivien Zusammenhang darstellt,
- \(r = 0\) keinen linearen Zusammenhang und
- \(r = -1\) einen perfekten negativen Zusammenhang darstellt.
In R können wir das viel einfacher mit folgender Funktion ausrechnen:
## [1] 0.9195871
In unserem Fall ist \(r = 0.9195871\).
Interpretation: Es besteht ein sehr starker, positiver Zusammenhang zwischen dem BIP pro Kopf und dem BigMac-GDP.
4.2.2 Lineare Regression
Während die Korrelation nur die Stärke des Zusammenhangs beschreibt, zeigt die lineare Regression auch, wie die eine Variable die andere „vorhersagt“. Das Ergebnis ist eine sogenannte Regressionsgerade, die man auch in Diagrammen einzeichnen kann.
Eine lineare Gleichung kennen wir als:
\[y = mx + b\]
Ein lineares Regressionsmodell wird häufig so formuliert:
\[\hat{y}_i = \beta_1 x_i + \beta_0\]
Die gesuchte Gerade soll so gewählt werden, dass die quadrierten Abstände zwischen den durch das Modell vorhergesagten und den empirisch beobachteten Werten minimiert werden; es soll also gelten:
\[\sum_{i=1}^{n}{{\varepsilon_i}^2} = \sum_{i=1}^{n}{(y_i - \hat{y_i})^2} = \text{Minimum}\] Der Fehlerwert \(\varepsilon\) ergibt sich also aus:
\[\varepsilon_i = y_i - \hat{y_i}\]
Unser Regressionsmodell lässt demnach wie folgt formulieren, wobei \(\varepsilon\) zu minimieren ist.
\[\text{BigMac}_{GDP} = \beta_0 + \beta_1 \cdot \text{GDP}_{\text{per capita}} + \varepsilon\]
Da diese Minimierungsaufgabe rechnerisch eher anspruchsvoll ist,
verwenden wir in R die lm()
-Funktion.
##
## Call:
## lm(formula = bigmac_gdp ~ gdp_per_capita, data = bmf)
##
## Residuals:
## Min 1Q Median 3Q Max
## -6574.1 -933.6 -416.9 400.9 7416.4
##
## Coefficients:
## Estimate Std. Error t value Pr(>|t|)
## (Intercept) 1182.07948 427.59999 2.764 0.00792 **
## gdp_per_capita 0.17338 0.01037 16.715 < 0.0000000000000002 ***
## ---
## Signif. codes: 0 '***' 0.001 '**' 0.01 '*' 0.05 '.' 0.1 ' ' 1
##
## Residual standard error: 2134 on 51 degrees of freedom
## Multiple R-squared: 0.8456, Adjusted R-squared: 0.8426
## F-statistic: 279.4 on 1 and 51 DF, p-value: < 0.00000000000000022
Aus der Konsole lassen sich nun unsere Resultate ablesen.
Wir erhalten
- \(\beta_0 = 1182.07948\) und
- \(\beta_1 = 0.17338\).
4.2.3 Scatterplot mit Regressionsgerade
ggplot(bmf, aes(x = gdp_per_capita, y = bigmac_gdp, label = Country)) +
geom_point(color = "darkblue", size = 0.1) +
geom_text(size = 2, vjust = -0.5, check_overlap = TRUE) +
labs(title = "Bigmac-GDP vs. BIP pro Kopf",
x = "BIP pro Kopf (in USD)", y = "Bigmac-GDP (BigMacs pro Jahr)") +
geom_abline(intercept = 1182.0748, slope = 0.17338)
4.3 Anwendungsspezifische Analyse: Die idealen Reiseziele
4.3.1 Filterkriterien
\[S = {\text{Land}_i : P_{\text{USD},i} \leq 4.5 \land \text{GDP}_{\text{per capita},i} > 30000}\]
4.3.2 Ergebnisvisualisierung
ggplot(guter_ferienort, aes(x = gdp_per_capita, y = dollar_price, label= Country))+
geom_point(color = "brown", size=1)+
geom_text(size=4, vjust= -0.5, check_overlap = TRUE)+
theme_minimal()+
labs(title = "USD-Preis pro BigMac vs. BIP pro Kopf",
x = "BIP pro Kopf (in USD)", y = "USD-Preis pro BigMac")+
xlim(25000, 90000)+
ylim(1, 5)
Quellen
GitHub
Das .rmd-File sowie das .html- und das .pdf-File sind auf GitHub einsehbar unter: